Ohne Operation
Bänderriss: Konservative Behandlung
Ein Bänderriss kann oft ohne eine Operation erfolgreich behandelt werden. Man spricht dann von einer konservativen Behandlung. Das Tragen einer speziellen, beweglichen Schiene (Orthese) spielt dabei eine wichtige Rolle.
Konservative Behandlung bei Bänderriss:
Bausteine im Überblick
Die konservative Behandlung eines Bänderrisses kann verschiedene Bausteine umfassen – hier finden Sie einige wichtige Elemente exemplarisch aufgeführt. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, welche Optionen für Sie infrage kommen.
Unerlässlich ist immer eine umfassende Beratung und Aufklärung über Erkrankung, Verlauf und Therapieoptionen. Der Arzt kann auch wertvolle Tipps für das Verhalten im Alltag und Hinweise zur maximalen Belastbarkeit des betroffenen Gelenks in Freizeit, Job und Sport geben.
1. Orthopädietechnik: Orthese (Schiene) bei Bänderriss
Eine Orthese ist eine spezielle Gehschiene, beispielsweise für den Knöchel (z. B. bei einem Außenbandriss im Sprunggelenk) oder für das Knie (z. B. bei einem Kreuzbandriss).
Eine solche Schiene wird in der Regel für mehrere Wochen getragen und ermöglicht eine sogenannte frühfunktionelle Behandlung, bei der das betroffene Gelenk frühzeitig mobilisiert wird. Wiederholten Verletzungen (z. B. durch erneutes Umknicken oder Verdrehen) wird vorgebeugt und das Gelenk wird stabilisiert.
Die Schiene kann im Verlauf der Behandlung mehrfach nachjustiert werden, sodass das Knie- bzw. Fußgelenk in einem bestimmten Winkel gehalten werden kann. Unterarmgehstützen können bei Bedarf eingesetzt werden. Verletzungen (z. B. durch erneutes Umknicken oder Verdrehen) wird vorgebeugt und das Gelenk wird stabilisiert.
2. Medikamentöse Therapie
Medikamente können symptomatisch zur Linderung von Schmerzen und Schwellung eingesetzt werden. In Frage kommen unter anderem schmerzlindernde und abschwellende Medikamente.
Manchmal muss das betroffene Gelenk kurzzeitig (ca. 2-4 Tage) mithilfe eines Unterschenkelgipses ruhiggestellt werden. In diesem Fall ist in der Regel eine Thromboseprophylaxe wichtig.
3. Physiotherapie
Die Physiotherapie spielt im Rahmen der Bänderriss-Behandlung eine wichtige Rolle. Infrage kommen zum Beispiel:
- Kryotherapie (Kältetherapie)
- Übungstherapie während der Orthesenbehandlung
Nach Abnahme der Schiene frühzeitige Bewegungstherapie, wobei die Belastung schrittweise gesteigert wird:
- Muskelaufbau
- Koordinationsschulung
- Eigenreflexschulung
Es kann einige Wochen bis mehrere Monate dauern, bis die Bändern und Muskeln wieder ihre alte Kraft und Stabilität zurückerlangen. Sollten die Symptome trotz der Behandlung weiterhin bestehen, kann mitunter doch eine Operation angezeigt sein.
Lesen Sie hier mehr zum Thema Operation bei Bänderriss.
Konservative Behandlung bei Bänderriss: Beispiele
1. Außenbandriss im Sprunggelenk: Konservative Behandlung
Beim häufigen Außenbandriss im Sprunggelenk wird oft zu einer konventionellen Therapie, also einer Therapie ohne OP geraten. Das Behandlungsergebnis unterscheidet sich dabei laut Experten nicht signifikant von dem Ergebnis nach einer durchgeführten Operation.1 Die nichtoperative Therapie erfolgt in der Regel ambulant und umfasst verschiedene Elemente. Wesentliche Bausteine sind:
- Beratung durch den Arzt:
- Aufklärung über die Erkrankung, den Verlauf und Therapie-Optionen.
- Tipps zum richtigen Verhalten im Alltag und insbesondere zu den Grenzen der körperlichen Belastung in Beruf und Sport
- Frühfunktionelle Therapie:
- Tragen einer beweglichen Orthese für einen Zeitraum von mindestens fünf Wochen mit Mobilisation unter Vollbelastung (Physiotherapie)
- Medikamentöse Therapie:
- Mittel zur Schmerzlinderung
- Abschwellende Mittel
- Thromboseprophylaxe bei Ruhigstellung
- Physikalische Therapie:
- Zu Beginn: Kältetherapie, elastische Wickelung und Hochlagerung
- Dann: Spezielle Übungen schon beim Tragen der Orthese
- Nach Abnahme der Orthese: Koordinationsschulung, Muskelkräftigung und Eigenreflexschulung (Physiotherapie)
- Orthopädietechnik:
- Funktionelle Sprunggelenks-Orthese
- Unterarmgehstützen: Bei Bedarf, vorübergehend
Im Allgemeinen wird eher zu einer OP geraten, wenn alle Bänderanteile gerissen sind, die Instabilität sehr stark ausgeprägt ist oder gewisse Begleitverletzungen vorliegen. Ein Innenband-Riss und Syndesmoseband-Riss werden ebenfalls häufiger operiert.
Sprechen Sie dazu mit Ihrem behandelnden Arzt.
2. Vorderer Kreuzbandriss: Konservative Behandlung
In bestimmten Fällen kann ein Kreuzbandriss ohne Operation behandelt werden. Ein Beispiel kann ein isolierter vorderer Kreuzbandriss (also ohne begleitende Risse weiterer umgebender Bänder) sein.
Sprechen Sie unbedingt mit Ihrem Arzt, ob in Ihrem Fall eine rein konservative Behandlung ausreichend ist.
Lassen Sie sich zudem über mögliche Risiken und Komplikationen dieser Form der Behandlung aufklären und bedenken Sie auch, dass die körperliche Leistungsfähigkeit bei einer konservativen Behandlung in der Regel anschließend geringer ist.2
Die nichtoperative Therapie kann folgende Bausteine umfassen:
- Kühlung
- Frühfunktionelle Therapie – die Bewegung soll möglichst frühzeitig hergestellt, eine komplette Ruhigstellung eher vermieden oder nur kurzgehalten werden
- Tragen einer Bewegungsorthese
- Unterarmgehstützen bei Bedarf
- Physiotherapie zur Muskelkräftigung und als Koordinationstraining – abgestufter Belastungsaufbau
Bis zur Schmerzfreiheit sollte das Knie im Allgemeinen nur teilbelastet werden.
Als weitere Behandlungsbausteine werden Bewegungstraining, Belastung und Muskelaufbau sowie Koordinationstraining empfohlen. Lassen Sie sich am besten geeignete Übungen von Ihrem Arzt oder Physiotherapeuten zeigen.
Kniebelastende Sportarten und schwere kniebelastende Tätigkeiten sollten in der Regel frühestens nach sechs Monaten durchgeführt werden.
Ratgeber Kreuzbandriss – hier finden Sie weiterführende Informationen
Bei Ihnen wurde ein Kreuzbandriss diagnostiziert? Hier finden Sie alles rund um die passende Behandlung dieser häufigen Knieverletzung:
Tipp: Erneuten Verletzungen vorbeugen
Ein geschädigter Bandapparat ist immer auch eine Schwachstelle des Körpers – Folgeverletzungen sind keine Seltenheit. Um hier vorzubeugen, sollten einige Vorkehrungen getroffen werden:
- Wichtig ist, sich generell beraten zu lassen, ab wann bestimmte Bewegungen und Belastungen frühestens wieder möglich sind. So wird bei einem Kreuzbandriss empfohlen, schwere kniebelastende Tätigkeiten oder kniebelastende Sportarten wie Skifahren frühestens sechs Monate nach dem Verletzungszeitpunkt durchzuführen.
- Ein spezieller „Back-to-Sport“ Test kann hilfreich sein, um die individuelle Sportfähigkeit besser einschätzen zu können
- Das Tragen von Bandagen (z. B. Sprunggelenkbandage, Kniebandage) zur zusätzlichen Stabilisation kann hilfreich sein. Das gilt insbesondere, bis Muskelkräftigung und Koordinationstraining abgeschlossen sind. Laut Experten können entsprechende Bandagen die sogenannte Propriozeption verbessern, also die Tiefensensibilität oder Eigenwahrnehmung.3
Bänderriss: Konservative Behandlung – häufige Fragen
Wann beginnt die Physiotherapie nach einem Bänderriss?
Ab wann nach einem Bänderriss mit einer Physiotherapie gestartet wird, ist individuell unterschiedlich und lässt sich nicht generell beantworten. Grundsätzlich wird eine frühzeitige Mobilisation in Form von Übungen auch bereits während dem Tragen einer Orthese (Schiene) angestrebt. In bestimmten Fällen kann aber kurzzeitig eine vollständige Ruhigstellung erforderlich sein (z. B. bei sehr starker Schwellung). Auch im Anschluss an eine Operation wird in der Regel das betroffene Gelenk bereits frühzeitig wieder mobilisiert. Hierzu können Krankengymnastik und Lymphdrainage zur Anwendung kommen.
Sprechen Sie dazu mit Ihrem behandelnden Arzt.
Wie lange muss man eine Schiene bei einem Bänderriss tragen?
Wie lange nach einem Bänderriss eine Orthese vonnöten ist, hängt von der individuellen Verletzung ab. Bei eine Außenbandriss im Sprunggelenk wird laut aktueller Leitlinie bei Verzicht auf eine Operation eine Orthese für den Zeitraum von mindestens fünf Wochen empfohlen. Sprechen Sie dazu mit Ihrem behandelnden Arzt.
Wie lange braucht man Krücken bei einem Bänderriss?
In der Regel werden Unterarmgehstützen so lange genutzt, bis eine vollständige Belastung des betroffenen Gelenks wieder schmerzfrei möglich ist. Sprechen Sie dazu mit Ihrem behandelnden Arzt.